Mit der Digitalisierungswertstromanalyse in die Zukunft
DER ANLASS
Die Burger Küchenmöbel GmbH fertigt seit 100 Jahren Küchenmöbel mit gegenwärtig 680 Mitarbeitern am Standort Burg (Jerichower Land). Trotzt einer hohen Typenauswahl und einer individuell ergonomischen Küchenplanung ist Burger Küchenmöbel in der Lage ihre Küchen innerhalb von 10 bis 12 Tagen fertigzustellen und auszuliefern. 500 Küchen verlassen pro Tag den Betrieb. Am Beispiel der Küchenwelt lässt sich aufzeigen, wie hoch die Variantenvielfalt innerhalb der Möbelindustrie ist. Dabei lässt sich vermuten, dass der heutige Kundenwunsch nach einer individuellen Küche und der technische Fortschritt die Produktvielfalt auch in Zukunft weiter wachsen lassen wird.
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Die Synchronisation und die Zielsteuerung in der Variantenfertigung stellen durch komplexe Lagerstrukturen, extrem vielfältige Bearbeitungsprozesse sowie viel Koordinierungs- und Steuerungsaufwand die zentralen Herausforderungen dar. In diesem Zusammenhang wurde das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Magdeburg nach einer Digitalisierungssprechstunde angesprochen, um ein Umsetzungsprojekt in Angriff zu nehmen. Ziel ist es, eine schlanke, flexible und kundenauftragsbezogene Fertigung durch eine flexible Planung und Koordination aller Fertigungsaufträge zu gestalten. Zur Bildung von dynamischen Losgrößen ist jedoch zunächst eine vollständige Transparenz über alle Material- und Informationsflüsse notwendig.
Die Story hinter dem Umsetzungsprojekt
Wie alles begann, können Sie hier im Projekttagebuch nachlesen
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DIE LÖSUNG
Eine im Zuge der Digitalisierung vielversprechende Methode war der „Digitalisierungswertstrom“. Dabei wurde die klassische Methode des Wertstroms um die Untersuchung von informationslogistischen Prozessen erweitert. Dies bedeutete, dass neben Materialflüssen auch Informationsströme betrachten wurden, um Medienbrüche oder andere Verschwendungen bei der Informationsübermittlung oder -verarbeitung zwischen Prozessen, Anlagen und Systemen zu identifizieren. Diese Analyse der Informationsströme hat eine vollständige Transparenz von der Produktion sowie deren Vernetzung an die angrenzenden Bereiche geboten und sollte als Basis für alle weiteren Aktivitäten bei Burger Küchenmöbel dienen. Das Ziel bestand darin, Grundlagen für die Entwicklung eines Tools zur dynamischen Losgrößenbildung zu schaffen.
Von der ursprünglichen Zielsetzung, der Erstellung eines Pflichtenheftes für ein solches Tool, wurde „in vollem Bewusstsein“ abgewichen, da das Aufzeigen von Grenzen, Hürden und Defiziten, deren Abstellung Voraussetzung für die Entwicklung des Tools sind, im Umsetzungsverlauf höchste Priorität gewann. Die Beteiligten sehen dies als wesentlichen Zwischenerfolg auf dem Weg der Weiterverfolgung ihres Vorhabens.
Wenn diese „Hürden“ bewältigt sind, soll ein Konzept für ein Fertigungsleitsystemtool konzeptioniert werden, welches flexibel auf die Auftragssituation reagieren kann.
DAS HAT ES GEKOSTET
An vier kostenfreien Tagesworkshops im Rahmen des Umsetzungsprojektes haben bis zu sieben Mitarbeitende der Burger Küchenmöbel GmbH gemeinsam mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Magdeburg die einzelnen Schritte transparent dargestellt und eine Wertstromanalyse erarbeitet. Der Aufwand war für das Unternehmen zweitrangig, das Ergebnis war wichtig!
DAS WÜRDE DAS UNTERNEHMEN NICHT WIEDER MACHEN
Insgesamt war alles zur Zufriedenheit der Beteiligten gewesen und es gab nichts, was sie nie wieder so machen würden. Aber vielleicht sollte die Zeit, die für so ein Projekt zur Verfügung gestellt werden muss, großzügiger kalkuliert werden. Für die Auswertung des Projektes bzw. den Ergebnisabschlussworkshop könnte es sehr hilfreich sein, einen Ort außerhalb des Unternehmens zu wählen, da im Unternehmen oft operative notwendige Arbeiten und Aufgaben im Tagesgeschäft anfallen und die Ruhe und Ungestörtheit des Auswertens darunter leiden können.
DAS HAT DEM UNTERNEHMEN SEHR GEHOLFEN
Als sehr hilfreich wurde das Einlassen auf die wissenschaftliche Vorgehensweise im Rahmen der digitalen Wertstromanalyse angesehen. Somit wurde der „Spiegel vorgehalten“ und es erfolgte eine transparente Darstellung der Produktion. Hilfreich in diesem Prozess war der nachhaltige Anlernprozess unter enger Einbindung der Mitarbeiter von Burger Küchenmöbel für die Methoden des Digitalisierungswertstroms, welcher zusätzlich die Akzeptanz der Vorgehensweise und Ergebnisse gefördert hat.
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