Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen veranstalte zusammen mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentmm Magdeburg und dem Baugewerbeverband Sachsen-Anhalt am 7. November 2018 das Elbedome-Event “Erfolgreicher Planen und Bauen mit IT“. Die Veranstaltung richtete sich an mittelständische Unternehmen der Baubranche sowie Planungsdienstleister aus dem Baubereich.

Zahlreiche Führungen durch den Elbedome

Ein Highlight der Veranstaltung stellten sicher die zahlreichen Führungen durch den Elbedome dar. Unsere Kolleg:innen haben ca. 75 Besucher:innen im Elbedome gezählt. In Europas größtem 3D-Mixed-Reality-Labor »Elbedome« konnten die Teilnehmenden in die virtuelle Realität eintauchen. Im Elbedome können virtuelle Inhalte auf einer 360-Grad-Panorama- und Boden-Projektionsfläche von über 400 Quadratmetern hochaufgelöst und – mit Hilfe zusätzlicher Augmented-Reality-Brillen – sogar holografisch dargestellt werden. Gerade für die Bauwirtschaft eröffnen sich hier neue Möglichkeiten. Bereits in der Planungsphase können die Wünsche der Kundschaft durch realistische Visualisierungen überprüft und verschiedene Optionen betrachtet werden. Neue Wünsche können digital schnell abgebildet und überprüft werden, denn Auswirkungen werden direkt erlebbar.

Elbedome, Copyright: Fraunhofer IFF

Elbedome, Copyright: Fraunhofer IFF

Praxisbeispiele für Digitalisierung in der Baubranche

Im Fokus der Veranstaltung standen Vortrage in zwei parallelen Sessions. Alle Beiträge beleuchteten Einsatzbeispiele in der unternehmerischen Praxis. Von allem die Digitalisierung einzelner Geschäftsprozesse konnte in den Vorträgen aus Anwenderunternehmen und von IT-Dienstleister:innen vermittelt werden. So beantwortete Frau Scharschmidt bei welchen Geschäftsprozessen sich die Digitalisierung für die Toepel Bauunternehmung GmbH lohnt. Herr Nitschke von der Fliesen-Schreiber GmbH ist bereits ein “alter Bekannter” unseres Kompetenzzentrums. Bereits zur Praxisauftaktveranstaltung am 30. November 2017 konnten wir ihn für einen Vertrag gewinnen. Inzwischen ist Fliesen-Schreiber noch einen Schritt weiter.

Insellösungen im Handwerk geschickt verbinden – Das Praxisbeispiel Fliesen-Schreiber GmbH

Herr Nitschke hat bereits bei der Fliesen-Schreiber GmbH sein Handwerk gelernt und 2008 das Unternehmen vom Vorgänger Herrn Schreiber gekauft, der sich dann 2012 aus dem Unternehmen zurück zog. Inzwischen hat Herr Nitschke das Unternehmen vom Fliesenleger zum hochwertigen Wohnraumgestalter weiterentwickelt und diese Kompetenz mit der Kreation des Fliesen-Schreiber Produktes „Stilhouse20″ unterstrichen. Die Fliesen-Schreiber GmbH hatte bereits einige Prozesse in der Vergangen durch digitale Hilfsmittel gut unterstützt. So betreibt das Unternehmen Online-Marketing über Facebook und eigene Webseiten genauso wie die 3D-Visualisierung der Raumplanung zur Vertriebsunterstützung. Neben der Handwerker-Software – die vor allem für den Verkauf von Handelsware, die Angebots- und Auftragsverwaltung sowie Buchhaltung genutzt wurde – bestanden weitere Ansätze. Doch alles in allem bestand eine Vielzahl von Medienbrüchen und die Prozesse griffen nicht ineinander.

P. Nitschke (li.) und S. Voigt (re.) beim Vortrag

P. Nitschke, Fliesen-Schreiber GmbH (li.) und S. Voigt, Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Magdeburg (re.) beim gemeinsamen Vortrag


Peter Nitschke: “Wir haben unsere Handwerker-Software wie eine digitale Schreibmaschine genutzt und ihr Potenzial einfach nicht gesehen. Ich glaube, das geht vielen Handwerkern so.”

Die genauere Analyse der Handwerks-Software ergab, dass gewünschte Funktionalitäten längst abbildbar sind. Im ersten Schritt wurden bei Fliesen-Schreiber daraufhin Anpassungen auf der Prozessebene vorgenommen. Im Fokus stand der Materialbereitstellungsprozess:

  • Wareneingang

    Von Lieferant:innen werden digitale Lieferscheine erhalten und in der Software verbucht. Die Wareneinlagerung wird digital unterstützt, das Lager ist mit einem Barcode-System ausgestattet.

  • Bedarfsmeldung

    Bis 14 Uhr meldet der Handwerker auf der Baustelle den Materialbedarf für den Folgetag über ein mobiles Endgerät zurück.

  • Kommissionierung

    Die Lagerfachkraft stellt den Materialbedarf zusammen und belädt die Fahrzeuge am Abend für den Folgetag. Fehlendes Material wird nicht mehr von Handwerksbetrieben, sondern von der Logistik beim Lieferant:innen organisiert.

  • Auftragserfüllung

    Die Handwerkenden übernehmen das Fahrzeug inkl. Checkliste am Morgen und fahren direkt ohne Umwege zum Lieferunternehmen – auf die Baustelle. Nicht benötigtes Material wird wieder mit zurück gebracht.

  • Materialverbuchung

    Anschließend erfolgt die Buchung des verbrauchten Material auf der Baustelle (abzüglich Rücklauf) auf den Auftrag der Kundschaft.

Herr Nitschke kann dann viel besser den tatsächlichen Materialverbrauch einschätzen und auch steuernd in den Auftragsabwicklungsprozess eingreifen. Doch die Prozessanpassung muss durch Kommunikations- und Schulungsmaßnahmen begleitet werden. Nur durch die Einbeziehung seiner Handwerkenden so ist sich Herr Nitschke sicher kann die Digitalisierung gelingen. Die Einbeziehung beschränkt sich nicht nur auf konkrete Prozesse: Herr Nitschke möchte gemeinsam mit seinen Kolleg:innen das Geschäftsmodell der Firma mit Hilfe der Business Model Canvas weiterentwickeln.


Machen Sie es wie Herr Nitschke: Besuchen Sie unseren Workshop “Geschäftsmodelle systematisch entwickeln – Grundlagen” am 14. November 2018 im Fraunhofer IFF.